Samstag, 25. September 2021

Führung durch die ehemalige Kinderlungenheilstätte Harzgerode

Jeden Samstag um 15 Uhr findet eine Führung durch die ehemalige Lungenheilstätte statt. Höchste Zeit ein paar Fakten über diesen gruseligen Ort zu erfahren. Regina aus der Gemeinschaft führte uns.

Wir befinden uns quasi in einem Gebäude, welches 1931 erbaut wurde, um Kinder mit Tuberkulose zu heilen. Seit 1998 wurde der Betrieb eingestellt. Das Gebäudeensemble umfasst das Hauptgebäude, eine Gärtnerei, zwei Ärztewohnhäuser, die Chefarztvilla, eine Isolationsstation, ein Schulgebäude, sowie ein Torhaus. Alle Gebäude stehen unter Denkmalschutz. Wir begannen im Erdgeschoss des Hauptgebäudes und besuchten die leere Behandlungszimmer. An den unterschiedlichen Bodenbelägen in den Gängen konnte man die einzelnen Sanierungsphasen erkennen.

Luft und Sonnenlicht sollten damals die Kinder von ihren Lungenleiden heilen. Die Zimmer der Patienten waren mit großen Schiebefenstern mit Gewichtmechanismus ausgestattet. (Dieser funktioniert sogar heute noch) Die Patienten konnten somit im Bett auf den Balkon in die Sonne geschoben werden. Womit während der Architekturarbeiten noch niemand rechnete war wohl der Sonnenbrand, welchen Patienten zu genüge bekamen, so dass nachträglich Markisen eingebaut wurden. Vor den Gebäuden befindet sich auch ein langes Wasserbecken, welches auch Reflektionsbecken genannt wird. Um eben noch mehr Hitze in die Patientenräume zu lenken. Somit war es im Hochsommer unerträglich heiß, und im Winter unerträglich kalt, da nur einzelne Heizungsrohre durch die Zimmer liefen. Heizkörper wurden nachträglich noch angebracht.

Jedes Kind hatte seinen eigenen Spind. Sticker aus den 90er Jahren von Fritt und der Zahnpasta Blendi zierten die Außenwand. Einige Sticker habe ich sogar selbst in meinen Jugendstickerheften noch daheim. 

Ein großer Theatersaal sorgte wohl für gelegentliche Unterhaltung.

In den Räumlichkeiten der ehemaligen Krankenschwestern ist heute eine kleine Kunstausstellung mit Malereien der jetzigen Anwohner der Gemeinschaft zu finden.  

Es ist erschreckend, wie viele Kinder damals ihr Leben ließen. Mit diesem Wissen fühlte ich keine Angst mehr, sondern einfach nur noch tiefes Mitgefühl.

Mehr Infos unter: https://freiefeldlage.de/




 


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